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Die Glasproduktion nördlich der Alpen

Nach Abzug der Römer gab es keine eindeutigen Nachweise für eine Glasproduktion mehr. Vermutlich wurde die Produktion aber 400 n Chr. von den Alamannen übernommen und bis 800 n. Chr. weiter gepflegt. Die alamannischen Perlen waren insgesamt weniger aufwendig, aber die ehemalige Kunst war noch zu erahnen. Neu waren die vielen Formen. Die Perlen waren nicht nur rund, sondern auch in Form von Walzen, Oliven, Würfeln und vieleckig.

Perlenketten wurden überwiegend in Frauen- und Kindergräbern gefunden. Es handelte sich um Mosaikperlen, Perlen mit Fadenauflagen, Gittermustern. Man trug sie häufig als Ketten, manchmal kombiniert mit Perlen aus anderen Materialien wie Bernstein.
Ähnliche Muster tauchten auch ab 800 n. Chr. bis ins 10. Jh. bei den Wikingern auf. Sie trieben Handel auf der ganzen Welt, vermutlich schon mit Amerika. Es wurden große Hortfunde mit Handelsgut gemacht, unter anderem mit Perlen.

Im sogenannten „Mittelalter“ bekam das Glas wieder einen neuen Stellenwert. Die Gotischen Kathed-ralen aus dem 11.-13. Jh. wurden mit bunt bemalten Glasscheiben ausgestattet, und die Edikte und Konzile aus dem
9. Jh. werden überarbeitet. Die Kirche trat wieder als Auftraggeber in Erscheinung.

Mit der Erfindung des Rosenkranzes um 1250 stieg der Bedarf an Perlen und insbesondere Glasperlen ganz enorm an. Es gab städtische Gilden der Glasperlenmacher.

Die Produktion in Wanderglashütten lebte auf, bevorzugt in waldreichen Gebieten wie Thüringen, Spessart, Schwarzwald, Bayrischen Wald, Fichtelgebirge, Böhmerwald, Erzgebirge und Riesengebirge. Im Wald fanden die Glasmacher Heizmaterial, Sand und aus Buchen und Eichen wurde Pottasche hergestellt.

Aus dem 17. und 18. Jh. sind ortsfeste Glashütten bekannt, oft in der Nähe von Klöstern. Der Bedarf an Glasfenstern, Gefäßen und Perlen wuchs, und man wollte nicht mehr auf Importe angewiesen sein. Schlepper schmuggelten ganze Glasbläserfamilien aus Murano an europäische Fürstenhöfe wie Augsburg und Nürnberg.
So gab es zum Beispiel einen reichen Kaufmann aus Amsterdam, der eine Glasmacherfamilie bei sich ansiedelte, und über mehrere Jahrzehnte wurde ein bestimmter Perlentyp nachweislich nur in Amsterdam und Venedig produziert.
Durch die Buchdruckerkunst konnten Glasrezepte aufgeschrieben und verbreitet werden. So wurde das Monopol Venedigs für die Glasproduktion und den Glashandel untergraben. Dazu kam eine Verteuerung der Rohstoffe, die Venedig importieren musste.
Rohstoffe hingegen fanden sich in Europe genügend, desgleichen Arbeitskräfte. Vor allem Böhmen tat sich in der Anwendung neuer Technologien hervor. Spätestens seit der Industrialisierung überragte die böhmische Glasproduktion die venezianische zumindest in quantitativer Hinsicht. Die böhmischen Glasperlen wurden in handwerklichen Industriebetrieben hergestellt und von Handelsvertretern in alle Welt verkauft.

Beitrag von Renate Engler

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glasproduktion_noerdlich_alpen.txt · Zuletzt geändert: 2022/04/04 07:12 von claudia