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Anfänge im Orient

Um 3500 v Chr. wurde in Ägypten und Mesopotamien das erste Glas erzeugt, vermutlich als Zufalls- und Nebenprodukt aus der Keramikherstellung. Das Glasieren war als Veredlungsform in der Töpferei bekannt. Die zufällig entstandenen Glasklumpen wurden heiß ins Wasser geworfen, die so entstandenen „Fritte“ zu Grieß vermahlen und weiterverarbeitet. Es entstanden Zwischenprodukte aus Glas und Keramik, wie sie heute noch in Syrien hergestellt werden.
In Ägypten gibt es das einzige natürliche Natron-Vorkommen im Wadi Natrun (ca. 100 km von Kairo entfernt), von dem man die Bezeichnung Natron ableitete. Die alten Ägypter gewannen dort das Natron aus den zahlreichen flachen Seen, die im Sommer austrocknen. Sie verwendeten Natronlösung zur Mumifizierung, da es eine antiseptische und dehydrierende Wirkung hat. Natron-Kalk-Glas ist der häufigste Glastyp der Antike. Es wird auch heute noch aus Natriumoxid, Kalziumoxid und Siliziumoxid (Quarzsand) hergestellt. Weniger bedeutend ist das Natron-Kalk-Magnesium Glas, der im restlichen Mittelmeerraum mit Hilfe von Pflanzenasche hergestellt wurde.
Die ältesten Glasfunde der Welt sind Ägypten und Mesopotamien zuzuordnen. Es sind kleine Gegenstände, Perlen, Schmuck und Talismane. Die ersten Perlen hatten einen kleinen Tonkern.
1500 v. Chr. wurden die ersten kleinen Hohlgefäße über Sandkern bzw. Tonkern folgendermaßen hergestellt: Aus sandigem Lehm wurde ein Kern mit dem inneren Profil des Gefäßes geformt. Der Lehmkern wurde auf eine Stange gesteckt und in geschmolzenes Glas getaucht bzw. darin gewälzt. Dann wurde das Glas auf dem Kern über einem Feuer geformt und geglättet. Nach dem Abkühlen wurde der Kern vorsichtig entfernt. So entstanden kleine Gefäße, deren Innenflächen ziemlich rau waren. Dieses langwierige und mühsame Verfahren machte für lange Zeit Glasgefäße zu reinen Luxusgegenständen, die meist zur Aufnahme von Duftölen oder ähnlich wertvollen Essenzen dienten. Ab 800 v. Chr. begann die Bearbeitung der Glasgegenstände durch Schleifen und Polieren mit Bimsstein und Holz, zuerst nur Facetten, später konvexe Formen. Gebrauchsglas war den Herrschern vorbehalten und äußerst selten. Es gab nur sehr wenige Produktionsstätten in der antiken Welt und es wurde mehr mit Rohglas als mit fertigen Glasprodukten gehandelt.
Die Glasmacher in Ägypten entwickelten einen sehr hohen handwerklichen und künstlerischen Standard. Komplizierte bunte Muster wurden bevorzugt, die ein ausgereiftes handwerkliches Können und vor allem theoretisches Wissen über das Glas erforderten.
Auch in anderen Ländern wie Syrien, Mesopotamien und Phönizien entwickelte sich die Glaskunst fort.
Der vordere Orient exportierte Glasartikel, Perlen, Ketten, Gläschen und Döschen. Salben und Öle aus Syrien und Ägypten wurden in der ganzen damaligen bekannten Welt gehandelt. Phönizische Händler brachten ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. Rohglas und Glasprodukte über den Seeweg nach ganz Europa. Das führte zu einem hohen Bekanntheitsgrad des so genannten „Phönizischen Glases„, was aber vermutlich nur teilweise selbst erzeugt und teils Handelsware aus anderen Glas produzierenden Ländern war.

Beitrag von Renate Engler

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anfaenge_orient.txt · Zuletzt geändert: 2022/04/04 07:09 von claudia