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Es gibt unzählig viele Glassorten, die sich zur kunsthandwerklichen Verarbeitung eignen. Die Glassorten spannen sich vom einfachen Fensterglas (wegen der fließenden Herstellung „Float Glass“ genannt) über buntes Flachglas (Mosaik-Glas) und Stäbe oder Rohre in den verschiedensten Farben und Härtegraden bis hin zu Überfangzapfen und Halbzeugen zum Glasblasen sowie zerkleinert zu Fritten, Krösel oder Pulver (Emaille). Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Unterarten wie z.B. Glasbeschichtungen für irisierende Farbeffekte, für die Erzeugung von Lüsterglanz oder opalisierende Effekte, dichroytisches (metallisch bedampftes) Glas und viele mehr.
Alle diese Gläser können in verschiedenen Verfahren miteinander kombiniert und verbunden werden. Heiß geschieht das entweder im Ofen (Fusing, Slumping, Pate de Verre) oder in der Brennerflamme (Perlen- oder Murmelmachen, Glasblasen). Hierbei ist es wichtig, daß die verwendeten Gläser miteinander kompatibel sind, damit das Werkstück beim Abkühlen keine Spannungsrisse bekommt oder gar zerplatzt.
Der AK beschreibt die relative Ausdehnung des Glases im Verhältnis zur Temperaturänderung. Um das zu verstehen, muss man beobachten, was mit dem Glas bei Temperaturveränderungen geschieht: Wie alle anderen Stoffe dehnt es sich beim Erhitzen aus und zieht sich beim Abkühlen wieder zusammen. Diese Änderung in der Dichte geschieht auf molekularer Ebene und kann im Labor gemessen werden: ein 1 Inch (ca. 25 mm) langes Stück Bullseye Glas z.B. wird sich mit jedem Grad (Celsius) an Temperatursteigerung um 0,00000090 Inch ausdehnen – das ist ein Neunzig Millionstel Inch. Diese Ausdehnungsrate wird international als der „Coefficient of Expansion“ (daher COE) angegeben oder im deutschsprachigen Raum auch als Ausdehnungskoeffizient (AK) bezeichnet, und wird der Einfachheit halber in ganzen Zahlen ausgedrückt statt in langen Dezimalzahlen. Das manchmal mit angegebene Celsius-Zeichen (°) bezieht sich auf die bei 1°C gemessene Veränderung. Glassorten mit unterschiedlichem AK sind nicht kompatibel, d.h. sie können nicht problemlos zusammen in einem Werkstück verarbeitet werden. Wenn sich innerhalb eines Werkstücks angelegte Schichten Glas beim Abkühlen unterschiedlich stark zusammenziehen, erzeugt das Spannungen im Glas. Das Werkstück kann beim Abkühlen platzen oder Risse bekommen.
Weiterhin ist zu beachten, daß es auch bei verschiedenen Glasfarben aus ein und derselben Glashütte durchaus zu beträchtlichen Schwankungen beim COE/AK kommen kann, sei es durch Unterschiede in den verwendeten farbgebenden Pigmenten bzw. Metallsalzen oder auch durch schwankende Einflüsse bei der Produktion der Stangen und Halbzeuge selbst. Bei aufwändigen Einzelperlen oder umfangreichen Serien sollte daher möglichst immer ein Kompatibilitätstest der verwendeten Gläser untereinander durchgeführt werden, um sicherzustellen, daß das Endprodukt spannungsfrei fertig gestellt werden kann.
Quellenangabe:
Basistext: Gunnar Haag (www.farbglas-werkzeug.de) Überarbeitung: Angela Meier
Weiterführende Literatur:
More Than You Ever Wanted To Know About Glassbeadmaking
James Kervin
Englisch
ISBN: 978-0965145824